Viskose

Weder ganz natürlich noch vollständig von Menschenhand erschaffen: Die Faser Viskose kann nicht in die klassischen Faserkategorien tierisch, natürlich oder künstlich eingeteilt werden. Das liegt daran, dass Viskose nicht auf Bäumen wächst, sondern in einem Nassspinnprozess entsteht. Das Ausgangsmaterial für die Textilfaser hingegen findet sich in der Natur und ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden.

Dem sächsischen Kunstseidefabrikanten Hugo Küttner gelang es Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals, Zellulose in Chemikalien aufzulösen und in einem Spinnverfahren Filamente zu gewinnen. Küttner ließ im Jahre 1910 die Herstellung von Viskose patentieren und sicherte sich so die Urkunde für die älteste aller Kunstfasern. Seither wird Viskose kontinuierlich weiterentwickelt und um verschiedene Faserqualitäten, wie z. B. Modal, Tencel oder Lyocell, erweitert. Der unverzichtbare Grundstoff für die auch als Zellwolle bezeichnete Viskose ist Holz, aus dem der Naturstoff Zellulose gewonnen werden kann. In einem Chemikalienbad wird der Zellstoff aufgelöst, bis eine zähflüssige, viskose Masse entsteht, welche namensgebend für das Endprodukt wurde. In Nass-oder Trockenspinnverfahren wird diese durch eine Düse in eine Schwefelsäurelösung gedrückt, in der die Masse zu langen, feinen Filamenten aushärtet.

Viskose gilt somit als halbsynthetische Textilfaser, die ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle aufweist. Textilien aus Viskose fallen besonders fließend und besitzen zudem angenehm weiche und hautsympathische Eigenschaften. Viskose kann ebenso wie Baumwolle eine große Menge an Wasser aufnehmen, wird jedoch im nassen Zustand schwächer und kann daher vergleichsweise schneller reißen. Textilien aus Viskose sollten folglich im Schonwaschgang bei etwa 30 Grad gewaschen und feucht gebügelt werden.