Kategorie-Archiv: Stroh

Natürliche Materialien: Stroh

Kopfbedeckungen aus Stroh verbindet man augenblicklich mit einem beliebten, Schatten spendenden Sommeraccessoire. Strohhüte können sich jedoch in ihrer Herstellungsweise und auch in der Wahl der Strohart sehr voneinander unterscheiden. Ein Strohhut sollte daher nach Verwendungszweck, Anlass oder persönlichem Geschmack ausgewählt werden.

Die Geschichte des Strohhutes reicht viele Jahrhunderte zurück und findet ihren Ursprung in der Stammeskultur vieler Völker in Afrika, Europa und Asien. Der Strohhut war beispielsweise im 10. Jahrhundert die traditionelle Kopfbedeckung des Sachsenstammes. In den 1920er Jahren erlangte der Strohhut große Beliebtheit in der Männermode und wurde zum festen Bestandteil der Sonntagsmode eines echten Gentlemans. Heutzutage sind Strohhüte der Inbegriff der sommerlichen Kopfbedeckung. Der Grundstoff, das Stroh, besteht aus getrockneten und ausgedroschenen Halmen oder Blättern von Getreide, Faser- und Ölpflanzen. Dabei kann zwischen einer Anzahl verschiedener Stroharten unterschieden werden.

Raffiastroh wird aus dem Bast hergestellt, welches die Blätter der Raffiapalme umhüllt, und kommt hauptsächlich aus Afrika. Diese Strohart ist vergleichsweise flexibel und schädlingsresistent und wird daher zur Herstellung von wenig empfindlichen Kopfbedeckungen verwendet. Die edelste Strohvariante ist das Toquillastroh, aus dem die bekannten Panamahüte hergestellt werden. Das Toquillastroh wird aus den Blättern der gleichnamigen, in Südamerika heimischen Toquillapalme gewonnen. Zur Weiterverarbeitung werden die Blätter grob aufgespalten und über schwefelhaltigem Feuer getrocknet und gebleicht, um so die für den Panamastrohhut typische weiße Färbung zu erhalten. Ein Panamastrohhut wird immer von Hand geflochten und lässt sich nach der Anzahl der Knoten pro Fläche qualitativ einordnen. Je feiner das verarbeitete Toquillastroh, desto feiner erscheint das Flechtbild und umso höher ist die Qualität des Strohhutes. Aber nicht nur Palmenstroh kann zu ansehnlichen Strohhüten verarbeitet werden, sondern auch getrocknete Getreidehalme. Da Getreidestroh, wie z. B. das vom Roggen, recht brüchig und steif ist, wird es meist zu langen Zöpfen aus Stroh verarbeitet. Aus diesen Zöpfen, die auch Mottlets genannt werden, können Strohhüte mit der für diese Technik typischen Spiralform genäht werden. Auch aus getrocknetem Seegras kann ein recht flexibles, hellbraunes bis grünbraunes Stroh gewonnen werden, welches sich für die Herstellung von besonders luftigen Strohhüten eignet. In Asien wird zur Herstellung von Hüten hauptsächlich Reisstroh verwendet. Diese Strohart ist besonders dünn und lässt sich daher in filigranen Mustern verflechten. Das künstlich hergestellte Papierstroh ist deutlich bruchfester und elastischer als natürliches Stroh und eignet sich daher hervorragend zur Herstellung von Strohhüten. Auch Hanfarten, wie Sisal, Sinamay und Abaca können zu stilvollen Strohhüten verarbeitet werden. Die Sisalagave konnte sich durch den gezielten Anbau im tropischen und subtropischen Raum ausbreiten und liefert mit ihren feinen Fasern das perfekte Ausgangsmaterial für edle Anlasshüte. Von den Philippinen stammt das Material Sinamay, welches ebenfalls für die Fertigung von eleganten Anlasshüten und stilvollen Fascinators genutzt wird. Das aus der Faserbanane gewonnene Abacastroh wird zur Herstellung von äußerst strapazierfähigen und hautfreundlichen Strohhüten verwendet.

Neben der schon erwähnten Moulettes-Technik können Strohhüte auch zusammengeknüpft, geflochten oder gewebt werden. Weben gilt als die älteste Art der Textilherstellung und kann auch bei der Herstellung von Hüten eingesetzt werden. Jedoch muss das flache Strohgewebe in Form gepresst oder zerschnitten und anschließend zusammengenäht werden, um eine Hutform zu erhalten. Daher werden hochwertige Strohhüte geflochten, da die Strohhalme bei diesem Herstellungsverfahren in einem beliebigen Winkel ineinander geschlungen werden, sodass ein dreidimensionales Objekt entstehen kann. Ein geflochtener Strohhut ist daher nahtfrei und wirkt wie aus einem Guss. Da beim Weben und Flechten jeder Strohhalm einzeln in den Hut eingearbeitet wird, können mit Hilfe von verschiedenfarbigen Halmen einzigartige Muster auf dem Strohhut entstehen.